Hörsingen

Geschichte
Der Ort Hörsingen wird erstmalig am 9. August 1112 in einer Urkunde des Bischofs Reinhard von Halberstadt erwähnt, in der er die Besitzungen des von Osterwieck nach Hamersleben verlegten Klosters bestätigt. ("in Hursinge 14 mansi" - in Hörsingen 14 Hufen)
In einer Urkunde vom 28. Mai 1178 wird dem gleichen Kloster von Bischof Ulrich von Halberstadt der Besitz der 14 Hufen und der Kirche zu Hörsingen bestätigt. (in Hursinge 14 et ecclesiam) 1251 wurde Hermann von Warberge Besitzer der Güter des Klosters in beiden Orten Hörsingen. Ab 1431 gehörte das Dorf bereits zur Burg Erxleben. Im Jahr 1539 wurde auf Befehl des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg die Reformation eingeführt.

Hörsingen führt kein Ortswappen. Als ältestes Gemeindesiegel ist nur ein solches aus dem Jahre 1790 bekannt. Es handelt sich hier um ein Siegel mit umlaufender Schrift: G. S. z. Hörsingen (Gemeindesiegel zu Hörsingen)
Es zeigt mittig einen Drudenstern, der nach alten Überlieferungen Schaden vom Dorfe und seinen Bewohnern abwenden sollte. Es sind also nicht zwei verschlungene Triangel wie Behrends es in seiner Kreis-Chronik beschreibt.

Da dieses Siegel bzw. dieses Zeichen im Siegel heidnischen Glauben und nicht den Vorstellungen der Kirche entsprach, hat sich Behrends, der als Pastor tätig war, eine andere Deutung des Zeichens zu eigen gemacht.
Im Jahr 1820, als er die Chronik verfasste, hat er bestimmt noch dieses alte Siegel gekannt. Viele nach ihm haben diese Deutung übernommen, ohne je das Siegel gesehen zu haben bzw. eine andere Deutung sehen zu wollen.

Das Dorf war schon immer ein landwirtschaftliche geprägter Ort mit Handwerkern, die den Bedarf der Einwohner abdeckten, wie z.B. Bäcker, Schmied, Müller, Schuster, Tischler, Schuhmacher, Weber und Kaufleute.
Im Jahr 1826 waren laut Statistischen Handbuch im Dorf 22 Bauernhöfe, 3 Windmühlen, 1 Wassermühle und 3 Gasthöfe bei 595 Einwohnern zu finden.
 
Die neue Technik machte auch um Hörsingen keinen Bogen. 1854 baute Carl Naumann an der Straße nach Behnsdorf eine Ziegelei, die er 1874, wie man heute sagen würde, modernisierte in dem er eine Dampfmaschine in Magdeburg kaufte und in seinen Betrieb einsetzte. 1900 wurde ein neuer Ringofen errichtet. Bis 1931 wurden Ziegel hergestellt, in diesem Jahr brannte der Betrieb ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Bis 1990 betrieb die LPG dort eine Bullenmastanlage und jetzt werden dort Puten gemästet. 1867 baute Heinrich Friedrich Thielecke am Flechtinger Weg (Spitzenberg) ebenfalls eine Ziegelei auf, die 1931, nachdem sie verkauft war, abgerissen wurde. An dem ehemaligen Standort der Ziegelei wurde ab 1972 bis 1990 Holzkohle hergestellt, unter anderen auch "Echte Lüneburger Holzkohle". Andreas Thielecke, ein Bruder des Erbauers der Ziegelei, war von der neuen Technik überzeugt und kaufte 1884 eine Dreschmaschine mit einer fahrbaren Dampfmaschine. Mit diesem Dreschsatz übernahm er die schwere und zeitaufwendige Drescharbeit hier im Dorf und den umliegenden Gemeinden. 1889 nahm die Dampfmolkerei ihren Betrieb auf.

Im Jahr 1896 richtete Kaufmann Müller eine Postagentur ein, die 1897 mit einem Telefonanschluss ausgestattet wurde.
1905 wird das Dorf Hörsingen an das Stromnetz angeschlossen.

Am 17.05.1907 fuhr der erste Zug auf der neugebauten Kleinbahnstrecke nach Haldensleben. Der Personenverkehr wurde mit Ende des 29.05.1999 eingestellt. Gegenwärtig findet dort nur noch Güterverkehr statt.

Während des 1. Weltkrieges mussten 49 junge Menschen ihr Leben lassen und im 2. Weltkrieg waren es 79 Einwohner, die während dieses Krieges als Soldaten ums Leben kamen.
Am 14.04.1945 erreichten die Truppen der USA Hörsingen, die am 01.06.1945 von Großbritannien und schließlich ab dem 03.07.1945 von der Sowjetunion als Besatzungsmacht abgelöst wurden.

Die Freiwillige Feuerwehr Hörsingen wurde 1933 gegründet. Das Gerätehaus wurde im Jahre 1995 seiner Bestimmung übergeben. 

Nach der Wiedervereinigung war Hörsingen bis 1994 selbständige Gemeinde. Von 1994 bis zum 1. Januar 2005 gehörte Hörsingen zur Verwaltungsgemeinschaft Weferlingen von 2005 bis zum 31. Dezember 2009 zur Verwaltungsgemeinschaft Flechtingen. Durch einen Gebietsänderungsvereinbarung beschlossen die Gemeinderäte der Gemeinden Stadt Oebisfelde (am 27. Mai 2009), Bösdorf (am 26. Mai 2009), Eickendorf (am 28. Mai 2009), Etingen (am 26. Mai 2009), Kathendorf (am 19. Mai 2009), Rätzlingen (am 27. Mai 2009), Eschenrode (am 28. Mai 2009), Döhren (am 28. Mai 2009), Hödingen (am 20. Mai 2009), Hörsingen (am 27. Mai 2009), Schwanefeld (am 25. Mai 2009), Seggerde (am 26. Juni 2009), Siestedt (am 28. Mai 2009), Walbeck (am 28. Mai 2009) und der Flecken Weferlingen (am 19. Mai 2009), dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Stadt Oebisfelde-Weferlingen vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.

Nach Umsetzung der Vereinigungsvereinbarung der bisher selbstständigen Gemeinde Hörsingen wurde Hörsingen Ortsteil der neuen Stadt Oebisfelde-Weferlingen. Für die eingeflossene Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die aufgenommene Gemeinde Hörsingen und künftige Ortsteil Hörsingen wurde zur Ortschaft der neuen Stadt Oebisfelde-Weferlingen. In der eingeflossenen Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Hörsingen wurde ein Ortschaftsrat mit acht Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.

 

Geografie
Hörsingen liegt am Südhang der Schölecke. Der Ort ist landwirtschaftlich geprägt und liegt ca. 10 km südöstlich von Weferlingen und ca. 20 km westlich von Haldensleben an der Bahnstrecke Haldensleben - Weferlingen. (seit 29.05.1999 nur noch Güterverkehr) Hörsingen mit seiner Flur (ca. 830 ha) ist von Waldgebieten eingeschlossen. Der Erxlebener Wald im Süden, der Altenhäuser/Ivenroder Wald im Osten, der Hödinger Wald im Westen und der Bischofswald im Nordosten umgeben unsere Flur. In der Nähe des Ortes, im Hödinger Wald, liegt das aufgegebene Dorf Nievoldhagen.

 

Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die evangelische Kirche besitzt eine romanische Architektur und ist erstmalig, wie schon erwähnt, am 28.Mai 1178 als eine vom Kloster abhängige Kirche bezeichnet worden.
Die Kirche dürfte aus einer einfachen Kapelle entstanden sein. Im Jahr 1683 wurde die Kirche in barocker Bauweise verlängert. Dabei entstanden der Taufengel und der Altar. Die Emporen stammen aus dem 17. Jahrhundert, 1700 wurde die Nordempore bis zur Ostwand erweitert. 1899 erfolgte eine umfassende Renovierung.
Das vor dem Jahre 1178, der ersten Erwähnung der Kirche, schon Bestattungen an dieser Stelle stattgefunden haben, zeigt ein auf der nördlichen Seite eingemauerter, als Türpfosten verwendeter, Kreuzstein.
In der Kirche ist auch eine alte Glocke vorhanden. Sie ist der mittelalterlichen Theophilusgruppe zuzuordnen und weist die typische Bienenkorbform auf. Als Gusszeitpunkt dieser Glocke ist das Ende des 12. Jahrhunderts anzunehmen, was sich auch mit der ersten Erwähnung der Kirche in der oben genannten Urkunde decken würde.

 

Religionen
Die evangelisch-lutherische Kirche (siehe auch „Kultur und Sehenswürdigkeiten“) gehört zum Pfarrbereich Bülstringen, in der Region Mitte des Kirchenkreises Haldensleben-Wolmirstedt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Da sich infolge des Zweiten Weltkriegs durch den Zuzug von Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches wieder Katholiken im seit der Reformation evangelischen Hörsingen angesiedelt hatten, erfolgte 1967 der Umbau einer ehemaligen Schmiede zu einer Kapelle. 1968 wurde sie als „Emmauskapelle“ eingeweiht, ein Wandbehang zeigte die Emmausjünger. 1992 wurde die Kapelle aufgegeben, da sich die Zahl der Katholiken wieder verringert hatte. Heute ist die Kirche „St. Josef und St. Theresia vom Kinde Jesu“ im rund acht Kilometer entfernten Weferlingen das nächstgelegene katholische Gotteshaus. Die ehemalige Emmauskapelle wird heute profan genutzt.

 

Verkehr
Zur Bundesstraße 1, die Braunschweig mit Berlin verbindet, sind es in südlicher Richtung rund neun Kilometer. Die Bundesautobahn 2 (Anschlussstelle Alleringersleben) wird nach zwölf Kilometern erreicht. Hörsingen liegt an der ausschließlich im Güterverkehr befahrenen Bahnstrecke Haldensleben–Weferlingen.

 

Statistiken

Höhe 141 m ü. NHN
Fläche 8,65 km²
Einwohner 581 (31. Dezember 2011)
Bevölkerungsdichte 67 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Januar 2010
Postleitzahl 39356
Vorwahl 039055