Bildungsurlaub im Drömling
Von Juliane Ruttkowski, Regionalmanagerin im UNESCO Biosphärenreservat Drömling
Warum in die Ferne schweifen, sieh das Gute liegt so nah: Mit dem Drömling hat unsere Region eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft direkt vor der Haustür. Einst vom Menschen angelegt, um das Gebiet überhaupt wirtschaftlich nutzbar zu machen, ist das „Land der tausend Gräben“ eine naturnahe Gewässerlandschaft, die zahlreiche Tiere und Pflanzen beheimatet und den Menschen als wertvolles Naherholungsgebiet dienen kann. Nicht umsonst wurde der Drömling erst kürzlich zum UNESCO-Biosphärenreservat gekürt.
Die IG Metall Wolfsburg unterstützte dieses Vorhaben von Beginn an und fungiert weiterhin als einer von vielen Partnern des Biosphärenreservats. Die Motivation dahinter ist einfach erklärt. Nachhaltigkeit! Die Anerkennung des Drömling als UNESCO-Biosphärenreservat bietet enormes Potenzial für eine zukunftsfähige Entwicklung der Region gestellt. Mit nachhaltiger Landwirtschaft oder naturverträglichem Tourismus kann nicht nur die regionale Wertschöpfung gestärkt werden, sondern wir können zeigen: Wirtschaftlicher Erfolg und Umwelt- beziehungsweise Klimaschutz sind durchaus miteinander vereinbar“, erklärt Kati Zenk, Politische Sekretärin für Bildung bei der IG Metall Wolfsburg.
Schon heute, nicht mal ein Jahr nach dem offiziellen Akt, trägt die Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat Früchte. Der Drömling hat viel zu bieten. „Wir haben rund 60 Partnerbetriebe – von landwirtschaftlichen Erzeugern bis zum Handwerk. Auch Stiftungen sind mit im Boot“, berichtet Juliane Ruttkowski aus dem Regionalmanagement des Biosphärenreservats., die sich über weitere Partner freut.
Dabei mithelfen, dass der Drömling und sein Angebot noch bekannter werden, will die IG Metall mit einem ersten konkreten Projekt. Gemeinsam mit dem Biosphärenreservat und dem langjährigen Bildungspartner „Arbeit und Leben“ ist man eine Bildungskooperation eingegangen. Jetzt wurden im Rahmen eines Seminars ehrenamtliche Metaller aus den Wohnbezirken als Referenten für Bildungsurlaube im Drömling ausgebildet. „Neben generellen Themen wie Didaktik sind wir auch selbst in den Drömling und zu den Partnerbetrieben gegangen. Lieferketten, Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft, der eigene ökologische Fußabdruck: Anhand des Drömlings kann man viel darüber lernen, wie Klimaschutz funktionieren kann.“, erklärt Karsten Meyer, der die Referentenausbildung durchgeführt hat.
Die Teilnehmer waren begeistert. „Eine fantastische Woche. Es hat super viel Spaß gemacht“, schwärmt Teilnehmerin Melanie Weber, die den Wohnbezirk Königskutter leitet. „Dass wir so ein interessantes Gebiet direkt vor der Nase haben, wissen leider noch zu wenige“, sagt sie. Auch unter den Teilnehmern des Kurses waren nur wenige, die sich vorher wirklich intensiv mit dem Drömling auseinandergesetzt hatten.
Nach der einen Woche nun sind sie geradezu zu Fans und Experten des Feuchtgebietes mutiert. Besucht wurden unter anderem die Biosphärenreservats-Verwaltung, der Biohof Hansmann in Klein Twülpstedt oder der Galloway-Zuchtbetrieb Lauenroth-Mago in Rätzlingen. „Es ist ein echtes Erlebnis aus nächster Nähe zu sehen, wie angenehm Tierhaltung sein kann. Und wir haben durch den Besuch der Bio-Höfe auch etwas über gesunde Ernährung gelernt“, sagt Dagmar Bremer aus dem Wohnbezirk Wolfsburg-Süd. Auch Metaller Bernd Wysocki ist beeindruckt. „Da kann man dann sehr gut nachvollziehen, warum echte Bio-Produkte teurer sind. Mit welchem Engagement die Partnerbetriebe hinter dem Projekt stehen, ist bemerkenswert. Die Regionalentwicklung ist bereits sehr weit.“
Für die Teilnehmer der Referentenausbildung steht deswegen schon jetzt fest, dass sie künftig Drömlings-Bildungsurlaube anbieten. Katrin Mehr, Leiterin des Wohnebezirks Velpke, bringt es abschließend auf den Punkt. „Man muss für einen tollen Bildungsurlaub nicht wegfahren. Der Drömling und seine Betriebe und Produkte haben es verdient, noch viel bekannter bei den Menschen in unserer Region zu werden. Da helfen wir Wohnbezirke als Multiplikatoren gerne mit.“
Der Drömling ist eine Niederung zwischen Aller und Ohre, deren größerer Teil in Sachsen-Anhalt, ein kleinerer in Niedersachsen liegt. Einst ein Labyrinth aus Feuchtwiesen, Mooren und Bruchwäldern, entwickelte sich die Region seit dem 18. Jahrhundert zu einer vom Menschen gestalteten Kulturlandschaft, die durch Entwässerung urbar gemacht wurde. Seit den 1960er Jahren wurden weite Teile des Drömling in Ost- wie Westdeutschland unter Schutz gestellt und renaturiert. Heute prägt ein Wechsel von Gräben, Äckern, Wiesen, Baumreihen und Hecken das Landschaftsbild. Vor allem die Wiesen- und Waldgebiete des Drömling sind Heimat einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt. Eine Gelegenheit, sich über den Drömling zu informieren, gibt es am 12. Juni 19:00 Uhr im Schützenhaus Vorsfelde. Dort findet aus Anfrage der Wendschotter und Vorsfelder Vereine eine Info-Veranstaltung des Biosphärenreservats Drömling statt.